1911 erwarb der Dienstknecht Karl Auer aus Guteneck gemeinsam mit seiner Frau das Anwesen. Das Einwohnerverzeichnis von 1912 verzeichnete die beiden Familien Auer und Diermeier als Bewohner. Im Jahre 1913 stellten die Eigentümer einen Bauantrag über die Errichtung eines Gartenzauns. Dies ist zwar selbst kein bedeutendes Bauwerk, dennoch zeigt der Plan interessante Details. So ist in der Ecke Stadtmauer zum Türmerhaus bereits ein separates Toilettenhaus eingezeichnet. Vor diesem „Sanitärgebäude“ wurde im Lageplan ein offenbar hölzernes Nebengebäude vermerkt, was jedoch im Grundriss zur eigentlichen Baumaßnahme fehlt.
Die Witwe Katharina Auer beantragte 1929 den Aufbau eines Erkers. Ob auf eigene Initiative oder auf Vorschlag der Stadtverwaltung bleibt unklar, jedenfalls änderte man den Bauplan ab. Tatsächlich genehmigt und gebaut wurde ein volles Stockwerk auf der Westseite. Die Ostseite hatte möglicherweise schon 1895 diese Höhe erreicht. Die Wohnfläche umfasste nach dem Umbau ca. 70 m².
Nach dem Stadtadreßbuch von 1955 bewohnten drei Familien mit insgesamt mindestens fünf Erwachsenen und drei minderjährigen Kindern diese 70 m². Außer einer Neueindeckung des Daches mit Eternittplatten hatte man es in der Folgezeit versäumt, das Haus an die geänderten Wohnbedürfnisse anzupassen. So entfernte sich im Laufe der Jahre der Standard modernen wohnens immer mehr vom Objekt.
2010 war es dann soweit, dass sich die Familie Auer vom Anwesen trennte. Dies rief den Autor auf den Plan, der antrat das Kleinod ins 21. Jahrhundert zu führen. Doch bereits die ersten Untersuchungen brachten die Ernüchterung. Die Bausubstanz war derart marode, dass eine Sanierung nur mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden wäre. In der Fassade zogen sich zwei große Risse vom Erdgeschoss bis unters Dach. Der Statiker stufte das Gebäude als „höchst bedenklich“ bis „einsturzgefährdet“ ein. Sein Urteil lautete: „nicht sanierungsfähig“ sondern „Abbruch“.
In der Zeit vom 23. bis 25.10.2014 erfolgten die Abbrucharbeiten. Wie vereinbart blieb die östliche Außenmauer des Hauses, die vermutliche Stadtmauer, stehen. Nach Startschwierigkeiten konnten am 29.9.2015 die Bauarbeiten beginnen und am 9.12.2015 hoben die Zimmerleute den Dachstuhl hinauf, am 5.8.2016 entfernten die Arbeiter das Gerüst vom Haus, so daß es nun nach außen hin als vollendet dastand.
Patronat der Hl. Drei Könige
Bei der Eingangstür wurde eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht: C + M + B, Wappen der Weingärtner, J + LW, 1879 und 2015. Die Buchstaben CMB stehen nach evangelischer Auffassung für die drei Weisen aus dem Morgenland. Nach katholischer Auffassung handelt es sich um die Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Das Kürzel steht aber auch für den Segensspruch: Christus mansionem benedicat = Christus segne dieses Haus [und alle die da gehen ein und aus]. Die Heiligen Drei Könige sind die Schutzpatrone für Pilger, Wanderer, Herbergsuchende und Gastwirte. Da das Gebäude für Ferienwohnungen genutzt wird ist ihre Anrufung und ihr Schutz von besonderer Bedeutung.
Die Buchstaben J + LW stehen für die Bauherren Johanna und Ludwig Weingärtner. Die beiden Jahreszahlen deuten auf die jeweiligen Baujahre hin.